- Ich bin ein ruheloser Mensch
und kann nur schwer verweilen. Laufe und suche, probiere voller
Lust und Enthusiasmus 100 Dinge und verlasse oft mit Leere und
Wehmut schön gedachte Möglichkeiten... Nur zweimal im Leben habe ich
etwas finden dürfen, was mich bleiben und hartnäckig
werden läßt, meine Familie und mein Flamenco.
Manchmal hasse ich dieses
Ungeheuer, diese Plagerei, den öden Technikdrill, die wehen
Knie, dicke Hornhaut und Bäche von Schweiß.
Es gibt immer eine Steigerung, du
bist nie perfekt. Es packt dich an der Ehre, am Stolz, läßt
dich mitleidlos spüren, wie groß oder wie elend klein
du doch bist. Es ringt mit dir wie dein Schicksal und hier wie
dort stehst du immer an der Grenze von gewinnen und verlieren. Es
kommt ganz auf dich an, du mußt nehmen und geben können.
Als Mutter lebe ich die
zärtlichen, verantwortungsvollen Momente. Als Frau
durchwandere ich Täler und erklimme Berge. Doch als Tänzerin
balanciere ich völlig losgelassen um den Krater meines Seins
und hoffe voller Inbrunst auf den Augenblick, mit der Glut zu
explodieren... Klingt dramatisch, ja archaisch. Gut, denn genau
das ist für mich FLAMENCO.
Eine Möglichkeit, ganz intensiv zu leben, mich selbst von
der Haarwurzel bis zur kleinen Zehe hin zu spüren. So wie
ich es liebe, so wie ich es kann, so wie ich es haben will ! Wenn
ich tanze, bin ich ganz bei mir und das "Drumherum"
spiegelt wieder, was ich gerne wäre... STERNSTUNDE - wenn
alles zu stimmen scheint, wenn alles eins wird: Cante, Gitarre,
Rhytmus, Tempo, dieser Augenblick läßt meine Seele
fliegen....